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Eine Sippe gab Krailling den Namen

"Virmin", die Schnelle, Hastige, so nannten einst die alten Bajuwaren ein kleines Flüßchen, das heute zum geographischen Mittelpunkt einer ganzen Region geworden ist, des "Würmtals". Die Würm ist ein lebendiges Überbleibsel der Eiszeit vor rund 15 000 Jahren, einer Epoche unserer Erdgeschichte, die von der Wissenschaft nicht umsonst "Würmeiszeit" genannt wird. Das Würmtal war schon damals etwas Besonderes. Es bot Menschen vor unserer Zeitrechnung begehrten Lebensraum, begünstigte Siedlung und Kultur. So nimmt es kaum Wunder, daß auch die Römer in diesem Gebiet eine überregionale Verbindungsstraße bauten. Diese "Römerstraße" existiert heute noch in der Nähe des Kraillinger Ortsteils Pentenried. Sie führt vorbei an uralten Gräbern, die an längst im Dunkel der Vergangenheit verschollene Schicksale erinnern.

Krailling ist nach Schätzungen der Historiker rund 1.500 Jahre alt. Man vermutet, daß sich hier einst die Sippe der "Chrowillinger" etwa um das Jahr 500 niedergelassen hat. Die Bajuwaren, heute gerne von Nordlichtern etwas spöttisch betrachtet, waren ein sehr entwicklungsfähiges Völkchen. Sie betrieben lukrative Gehöfte mit Schweinezucht und Fischerei. Aus der einstigen Ursiedlung am Rande des würmtypischen Eichen- und Buchenwaldes entstanden schnell beachtenswerte Bauernhöfe. Sie wurden um die Jahrtausendwende von geistlichen Grundherren zueigen genommen. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts nahm Krailling eine rasche Entwicklung. Als der "Münchner im Himmel" gerade geboren wurde, hatte Krailling knappe 220 Einwohner (1875), etwa 40 Jahre später, als Kaiser Wilhelms Truppen aus dem fernen Preußen ins Inferno marschierten, waren es schon 1.500 Einwohner. Sprunghaft stieg die Bevölkerungszahl erst nach dem 2. Weltkrieg. Mehr als 3.000 Bürger suchten damals in der Zeit akuter Wohnungsnot in Krailling eine Bleibe. Dazu gehörten auch Hunderte von Heimatvertriebenen, die hier an der Würm aufgenommen wurden. Kraillings Ortsteil Pentenried, eine ehemalige Rodung der Benediktinermönche, bot rund 600 Flüchtlingen eine neue Siedlungsmöglichkeit.

In den ersten Nachkriegsjahren weitete sich die Gemeinde immer weiter aus, bis sie mit dem "großen Nachbarn" Planegg optisch verschmolz. Heute ist der Übergang von einem Burgfrieden zum anderen nur noch an Straßenschildern erkennbar. Die Hinweistafeln beispielsweise in der Berg- oder Schillerstraße bezeichnen aber nicht nur die unsichtbare Grenze zweier Gemeinden, sondern auch die von zwei Landkreisen: München und Starnberg.

Mit der Zeit wurde aus der Gehöftsiedlung eine Hofmark, also ein Ort eigener Handelshoheit und eigener Gerichtsbarkeit. Etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts übernahmen weltliche Grundherren die Regie an der Würm. Die Hofmark "Cralling", zu der die heutigen Orte Krailling, Planegg, Frohnloh und Seeholzen gehörten, wurden 1742 von dem Südtiroler Bürgergeschlecht "Ruffin" gekauft. Johann Baptist Ruffin überließ die Hofmark jedoch bereits zwei Tage nach dem Kauf, am 18. September 1742, dem Kurfürsten Karl Albrecht. Dieser gab sie an Maria Anna von Litzlburg als Hochzeitsgeschenk für ihren Bräutigam, den Hofmarkherrn Johann Josef Hörwarth, weiter. Hörwarth war jedoch ein schlechter Geschäftsmann, und Ruffin mußte dem hochverschuldeten Münchner Bürger Krailling wieder abkaufen. Der Preis: 45.000 Gulden (!).

Unschwer läßt sich aus dem Berichteten ableiten, daß die Kraillinger Hofmark eine überragende Bedeutung für die Münchner Bürger hatte, nicht nur wegen des noch heute beliebten Erholungswerts und der schönen Lage vor den damals allerdings noch eine halbe Tagesreise entfernten Münchner Stadttoren. Auch wirtschaftlich war das Gebiet an der Würm so ergiebig, daß es sich die Hofmarkherren einiges kosten ließen, in Krailling ein repräsentatives Schloß zu erhalten. Als die Hofmark Krailling zum Ende des 18. Jahrhunderts eine völlig neue Epoche ihrer Geschichte begann, verschwand auch dieser Herrensitz, der 1810 wegen Baufälligkeit abgerissen werden mußte. Die Zeit der Hofmarkherren an der Würm war vorbei.

Eine lebendige Zeugin dieser Zeit ist noch die Margaretenkirche am Würmufer, nur unweit vom alten Rathaus. Die kleine Kirche ist auch heute das Wahrzeichen Kraillings.

Erstmals 1315 urkundlich erwähnt, bekam sie jedoch erst unter der Aegide der Familie Ruffin ihre jetzige Gestalt mit dem typischen alpenländischen "Zwiebelturm" aus dem Jahr 1747.

Heute ist Krailling eine moderne Gemeinde mit guter Infrastruktur und hoher Wohnqualität. Die Kindergarten- und Schulsituation in Krailling gestaltet sich sehr gut.